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Originalquelle: http://www.adac.de
Alltag eines ADAC-Hubschrauberpiloten
ADAC 03/2003 Es ist Winter und bitterkalt. Federngroße Schneeflocken
fallen behäbig auf die Station von Christoph 1 am Krankenhaus München
Harlaching und bilden eine dicke Schneehaube. Das eigentliche Prachtstück
die BK 117 - steht davon unberührt im Hangar. Das hat seinen Grund,
denn gerade Eis auf den Rotorblättern würden einen Flug mit
dem Helikopter zum Himmelfahrtskommando machen. "Dann hätten
die Rotorblätter keinen Als verantwortlicher Pilot hat Missenhardt schon am Abend zuvor die Maschine kontrolliert. Auch zu Tagesbeginn wird sie nochmals eingehend gecheckt und getankt. Die vier Millionen teure BK 117 muss von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang dienstbereit sein. Innerhalb von zwei Minuten nach einem Alarm hat die Maschine aus dem Hangar gezogen und in der Luft zu sein. 1661 Einsätze flog sie im Jahr 2002. Missenhardt meldet sich per Funk bei der Leitstelle
an, holt Auskünfte über das Wetter ein. Der tägliche
Bericht der Deutschen Flugsicherung gibt ihm Auskunft, ob Routine für Walter Missenhardt, der schon 5000 Einsatze in jenen neun ADAC- Dienstjahren geflogen ist. Was macht einen guten ADAC-Piloten aus? "Der ADAC übernimmt nur ausgebildete Flugkapitäne mit mindestens 1500 Flugstunden. Zudem müssen alle Bewerber einen Test bei der DLR in Hamburg absolvieren. Dort werden die Piloten eingehend auf ihre Fachkenntnis und psychische Eignung für den Job beim ADAC geprüft", führt er aus. Besonders wichtig: Teamfähigkeit und hohes Bewusstsein für Sicherheit. Und noch etwas gehört wohl dazu: Bescheidenheit.
Behauptet Mlssenhardt doch, fast jeder könne Hubschrauberpilot
werden. Das scheint in Anbetracht der zahlreichen Koordinationsaufgaben
im Cockpit wohl kaum umsetzbar zu sein. Pitch Hubschrauber-Pilot zu werden, war der Kindheitstraum
des gebürtigen Augsburgers. benötigt wird. Hinzu kommen zweimal jährlich Checkflüge im ADAC- Schulungszentrum Siegerland, wo selbst die erfahrensten Piloten ihr Wissen und Können erneut unter Beweis stellen müssen. Auch das Training mit der Winde wird zweimal im Jahr durchgeführt. "Eine Woche lang trainieren wir zusammen mit der Bergwacht das schwierige Manöver, einen Verunglückten aus unwegsamem Gelände emporzuziehen. Das Windenseil ist 90 Meter lang und kann bis zu 270 Kilo tragen. Als Pilot bin ich dabei auf die genauen Kommandos des Winchoperators angewiesen, der mir mittels Funk sagt, wohin ich die Maschine dirigieren soll", betont Missenhardt. Regelmäßige Checks sind nicht nur für
den Helikopter, sondem auch für den Piloten wichtig. Bis zum 60.
Lebensjahr darf ein Pilot fliegen. Ab dem 40. Lebensjahr muss Es ist Nachmittag geworden. Es schneit noch immer und
Walter Missenhardt wartet. Im Aufenthaltsraum, dessen Mobiliar Erinnerungen
an die Pausenzone eines Studentenheims weckt, kann sich das Team Essen
zubereiten, Kaffee kochen, fernsehen und sich entspannen. In diesem
Raum sitzen die Männer auch, wenn sie sich nach einem Einsatz austauschen.
"Debriefing" nennen sie es, wenn sie über Unfälle
reden, die schwer aus dem Gedächtnis zu streichen sind. "Da
muss man auch mal Seelentröster für einen Arzt sein oder man
benötigt ihn selbst', hebt Ein Einsatz blieb ihm besonders in Erinnerung. Ein zweijähriges Kind war in einem gefrorenen Teich eingebrochen und zwölf Minuten unter Wasser gelegen. Der Arzt hat die Kleine reanimiert. Und obwohl alles zunächst aussichts.los schien, war das Kind nach 16 Tagen aus dem Koma erwacht und hat ihn Monate später putzmunter mit der Mama besucht. "Das sind die Momente, die einen stolz machen", erzählt Missenhardt. Langsam geht der Tag ohne einen einzigen Einsatz zur Nejge. Auch das kommt vor - aber selten. Die Maschine bleibt im Hangar. In die Werft muss sie noch nicht, das wäre erst nach 300 Flugstunden der Fall. Walter Missenhardt wird in dieser Nacht die Möglichkeit nutzen, auf der Station zu schlafen. Bei dem Wetter wäre eine pünktliche Ankunft von seinem Wohnort Königsbrunn aus zu unsicher. Er wird die Zeit noch für administrative Arbeiten nutzen und bald zu Bett gehen. Denn schon am nächsten Morgen kann es sehr früh wieder heißen: "Christoph 1, bitte kommen!"
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